Was sind die Beweggründe für die Fusion?

Namhafte Personen, welche die Fusion befürworten, begründen die Fusion zusammengefasst wie folgt:

- Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen müssen Gemeinden aufgelöst und kirchliche Immobilien verwertet werden. Diese lassen sich nur im Rahmen einer fusionierten Kirchgemeinde demokratisch legitimiert umsetzen.- Quartierkirchgemeinden sind dysfunktional.- Die Bedeutung einer Innenstadtkirche geht weit über jene einer normalen Kirchgemeinde hinaus.

Diese Beurteilung der Sachlage, diese Wertungen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen teilt der Kirchgemeinderat von Paulus nicht. Denn er ist überzeugt, der Auftrag der Kirche fordere, nahe beiden Menschen vor Ort zu sein. Trotzdem sind es legitime Beweggründe; aber wer sich für die Fusion entscheidet, muss diese Gründe kennen und gutheissen.

Weitere Argumente für die Fusion hat der Kleine Kirchenrat in seiner Botschaft zusammengetragen. Sie werden untenstehend vorgestellt und kritisch kommentiert.

Das sagen Personen, welche die Fusion befürworten:

Vor 14 Jahren begann das Fusionsprojekt der bernischen Kirchgemeinden. In dieser Zeit wurde viel am Projekt gearbeitet. Heute liegt ein guter Fusionsvertrag vor, in dem die meisten Anliegen der Kirchgemeinden berücksichtigt werden konnten. Ausgangspunkt der Fusion war, dass der starke Mitgliederschwund zwingend zum haushälterischen und sparsamen Umgang mit den Mitteln führen muss. Die grössten Geldbeträge braucht es für Renovation und Unterhalt der Kirchen. Diese haben ein grosses bauliches Volumen, werden aber eigentlich nur wenig genutzt. Will man sparen, muss also mit grosser Wahrscheinlichkeit diskutiert werden, welche Kirchen im Laufe der Zeit geschlossen werden müssen. Von Schliessungen weniger betroffen werden nach unserer Einschätzung die Kirchgemeindehäuser sein, denn diese sind für die Gemeindearbeit unerlässlich und werden intensiv genutzt.Die bisherige Struktur der Stadtbernischen Kirchgemeinden ist eine völlig ungeeignete Organisationsform, um solche schwierigen Fragen auf demokratisch gerechte Art und Weise lösen zu können.Heute haben wir in der Stadt Bern die Gesamtkirchgemeinde und die einzelnen Kirchgemeinden in den Quartieren. Alle reformierten Gemeindemitglieder – also auch Sie, geneigte Leserin und Leser - sind in Bern deshalb automatisch in zwei Körperschaften Mitglied, in der Gesamtkirche der Stadt Bern und in der Kirchgemeinde des Quartiers.Die Gesamtkirchgemeinde erhebt die Kirchensteuern für die Kirchgemeinden. Diese Gelder werden teilweise an die Kirchgemeinden für ihre Arbeit weitergeleitet, ein Teil wird aber auch zurückbehalten etwa für grosse Renovationsprojekte, übergeordnete kirchliche Aufgaben (Stichwort Münster) oder die Verwaltung.Diese Organisationsstruktur ist aus der Zeit gefallen und ungeeignet, strittige Fragen einvernehmlich zu lösen. Das hat in der Vergangenheit zu viel Spannung geführt.Die Fusionsbefürworter sind der Meinung, dass diese Differenzen kaum mit einem Alleingang gelöst werden können. Vielmehr müssten Lösungen in einem gut geregelten Zusammengehen gefunden werden, eben in einer Fusion.Der Fusionsvertrag, der in den letzten 14 Jahren nach und nach entstanden ist, sieht vor, dass die bisherigen Kirchgemeinden zu Kirchenkreisen innerhalb einer Kirchgemeinde werden. Sie sollen eine möglichst grosse Autonomie erhalten, um die sozialen und kirchlichen Aufgaben im Quartier weitmöglichst selbständig angehen und lösen zu können. Zur Arbeit der Kirche gehören bei uns in der Pauluskirchgemeinde unter anderem das Pauluskaffee, der Claro-Laden und der MiTräff, aber auch der Ukrainetreff und der Jugendtreff. An all diesen Leistungen der Quartierkirchen wird auch eine fusionierte Kirche das allerhöchste Interesse haben.Natürlich gibt es vielleicht auch Tätigkeiten, die bei einem Zusammenlegen derselben zwischen den Quartieren gewinnen könnten. Der Mangel an Ressourcen und der Rückgang an Mitgliedern wird in jedem Fall auch zu solchen Überlegungen und zu grossen Herausforderungen führen.Um der Fusion zum Erfolg zu verhelfen, muss sowohl die Gesamtkirchgemeinde dem Fusionsvertrag zustimmen, aber auch die einzelnen Kirchgemeinden. Erst wenn 9 der 12 heutigen Kirchgemeinden, sowie die Mehrheit der Stimmberechtigten der Gesamtkirchgemeinde zustimmen, kommt die Fusion nach dem Fusionsvertrag zustande.Der schlechtestmögliche Ausgang der Abstimmung wäre, wenn die Fusion abgelehnt würde. Dann würde im Moment die alte Organisation mit Gesamtkirchgemeine und Kirchgemeinden bestehen bleiben.Sollte die Fusion zustande kommen, die Kirchgemeinde Paulus aber nicht daran teilnehmen, würde letztere als autonome Kirchgemeinde gemäss Gemeinderecht weiter bestehen bleiben. Allerdings hätte sie die Dienstleistungen der heutigen, durch die Fusion aufgelösten Gesamtkirchgemeinde nicht mehr zur Verfügung. Die Kirchgemeinde Paulus müsste deshalb einen eigenen Verwaltungsapparat mit Personal-, Finanz- und Liegenschaftsabteilungaufbauen – ein abenteuerliches Unternehmen mit offenem finanziellem Ausgang. Es darf bezweifelt werden, dass in der Organisationsform der selbständigen Kirchgemeinden die grossen Probleme der Zukunft der reformierten Kirche in der Stadt Bern angegangen und gelöst werden könnten. Ein geordnetes Zusammengehen ist langfristig die beste Lösung.Weitere Argumente der Befürworter* innen für eine Fusion finden sich in der Abstimmungsbotschaft zur Urnenabstimmung in der GKG (vgl. Was sind die Beweggründe für die Fusion?). Die Abstimmung der Gesamtkirchgemeinde findet am 18. Mai 2025 an Urnen, die in den Kirchgemeinden der Quartiere aufgestellt werden, statt. Es wird auch die Möglichkeit der brieflichen Abstimmung geben. 

Die Pauluskirchgemeinde entscheidet an der Kirchgemeindeversammlung vom 16. März 2025 über die Fusion. Die Fusionsbefürworter empfehlen sowohl bei der Urnenabstimmung, wie auch an der Kirchgemeindeversammlung ein Ja für die Fusion einzulegen.