Worum geht es?
Zukunft Paulus – Eigenständigkeit und Fusion kurz zusammengefasst
Wohin soll die Kirche?
Die kirchlichen und finanziellen Aussichten für die Kirche sind düster. Es drohen Bedeutungsverlust, Mitgliederschwund und Rückgang der Steuereinnahmen. Kirchgemeinderat und Team haben für Paulus die Vision einer lebendigen Kirche vor Ort, nahe bei den Menschen. Weder für die Fusion noch für die Gesamtkirchgemeinde gibt es eine kirchliche Vision. Bei der aktuellen Finanzplanung müssen die Auslaufgemeinden mittelfristig aufgelöst werden. Schon jetzt behindern die Doppelstrukturen und -prozesse die Gemeindeentwicklung. Vorschläge von Paulus zur Verbesserung dieser Strukturen und Prozesse werden abgeblockt. Darum ist für das Team und den Kirchgemeinderat die Eigenständigkeit der bessere Zukunftspfad. Ein Entscheid gegen die Fusion und für die Eigenständigkeit wäre wegweisend und eine Chance für die ganze Kirche im Raum Bern. Jede Kirchgemeinde, die sich für die Eigenständigkeit entscheidet, kann vorbildhaft ein Modell verwirklichen, das einer Gemeinde erlaubt, in reformierter Tradition selbstbestimmt, agil, kreativ und innovativ Gemeindeentwicklung voranzutreiben. Das wäre nach jahrelanger Stagnation mit Strukturdialogen ohne Einigung ein starkes Aufbruchszeichen der Kirche.
Was heisst Fusion?
Bei der Fusion werden die zustimmenden Kirchgemeinden zu einer einzigen Kirchgemeinde zusammengefasst. In dieser Grossgemeinde entscheidet im Rahmen der zentralen Organisation grundsätzlich eine einfache Mehrheit über alle Fragen (z.B. Schliessung von Kirchgemeindehäusern oder Kirchen, Zuteilung von Mitteln). Als Ersatz für die aufgehobenen Kirchgemeinden wird die fusionierte Kirchgemeinde administrativ in Kirchenkreise eingeteilt. Diese Kirchenkreise haben keine Gemeindeautonomie. Die komplizierte Doppelstruktur bleibt erhalten. Nach Vollzug der Fusion ist die Aufhebung der Kirchgemeine Paulus unumkehrbar. Es wird nicht möglich sein, es sich später anders zu überlegen und auszutreten. Die Fusion erlaubt einen Perspektivwechsel, weg von zwölf gleichberechtigten Gemeinden hin zu einer einzigen zentralisierten Grosskirche. Die Schliessung von Kirchgemeindehäusern und Kirchen kann im Rahmen einer Gesamtschau zentral entschieden werden; der betroffene Kirchenkreis kann den Verkauf von Liegenschaften nicht mehr verhindern. Kirchenkreise oder andere Gruppen müssen nicht gleichbehandelt werden. Es gibt keine Pflicht mehr, bestimmte Angebote (z.B. Gottesdienste) in einem Kirchenkreis aufrecht zu erhalten. Darum kann die fusionierte Kirchgemeinde einfach Angebote zentralisieren, einstellen oder gesamtstädtische Schwerpunkte setzen. Die fusionierte Kirchgemeinde kann Angebote in den Kirchenkreisen auslaufen lassen und dafür zielgruppenorientierte Produkte fördern.
Was heisst Eigenständigkeit?
Wird die Kirchgemeinde eigenständig, wird sie eine vollständig autonome, ganz normale Kirchgemeinde. Die mit Paulus vergleichbare Kirchgemeinde Ostermundigen ist z.B. eine solche Kirchgemeinde. Das Gemeindeleben kann sich wie bisher an den Menschen vor Ort orientieren. Neu kann die eigenständige Kirchgemeinde über die Verwendung der Mittel frei entscheiden. Die Kirchgemeinde müsste gewisse Verwaltungsleistungen (namentlich Buchhaltung und IT) selbst erbringen. Diese Verwaltungsleistungen können von einer eigenständigen Kirchgemeinde wesentlich effizienter erbracht bzw. günstiger bezogen werden. Diese Organisationsform ist der Normalfall in der reformierten Kirche; darum funktionieren in der Landeskirche Refbejuso nahezu alle der rund 200 Kirchgemeinden nach diesem Modell. Eine Eigenständigkeit bietet folgende Chancen: Die Kirchgemeinde kann kreativ, agil und innovativ Gemeindeentwicklung betreiben, weil sie nahe bei den Menschen ist und wenig Administration benötigt. Die Verwaltungskosten sinken um das fünf bis siebenfache. Dadurch hat die Gemeinde mehr Mittel für die eigentlichen kirchlichen Aufgaben, für Gemeindeentwicklung und Solidarität.
Welchen Weg soll die Paulusgemeinde gehen?
Die Kirche ist so oder anders gefordert, weil ihre Bedeutung abnimmt und die Mitgliederzahlen sinken . In einer eigenständigen Kirchgemeinde stehen mehr Mittel für kirchliche Arbeit und Solidarität zur Verfügung, weil sie weniger Verwaltung benötigt und anfallende Aufgaben direkt und konkret angehen kann. Darum wird die eigenständige Kirchgemeinde weiterhin ein breites Angebot in der eigenen Kirche und im eigenen kirchlichen Zentrum für die Bedürfnisse der Menschen vor Ort bieten können. Bei der Fusion werden Angebote zentralisiert. Dabei werden Betagte und Kinder ausgeschlossen. Auch sinkt die Teilnahme, weil erfahrungsgemäss wenig migriert wird. Der Fokus der fusionierten Kirchgemeinde wird auf den Bestandsgemeinden liegen. Das geht auf Kosten der Angebote in den Quartieren, die entsprechend abgebaut werden. Kirchenkreise werden aufgelöst und zusammengelegt. Das Personal arbeitet dann in gesamtstädtischen Pools; Quartierkirchen und Kirchgemeindehäuser werden verkauft. Trotz der reduzierten Angebote in den Quartieren dürfte bei der Fusion kaum Neues entstehen. Denn die Gefässe und Mittel zur Schaffung neuer Angebote fehlen. Anders als die zentral geleitete und verwaltete fusionierte Kirchgemeinde, bleibt die eigenständige Kirchgemeinde nahe bei den Menschen. Das erlaubt, präsent vor Ort Gemeinschaft zu leben und erleichtert, neues Interesse für die Kirche zu wecken.
Rat und Team haben die Vision einer lebendigen Kirchgemeinde in unserem Quartier. Darum empfiehlt der Kirchgemeinderat der Kirchgemeinde, am 16. März 2025 die Fusion für Paulus abzulehnen und mit einem Nein die Eigenständigkeit zu wählen.