Flüchtlingssonntag 2018: Farbe bekennen für eine menschliche Schweiz

Flüchtlingssonntag 2018: Farbe bekennen für eine menschliche Schweiz

Immer noch sind so viele Menschen auf der Flucht wie nie zuvor. Die Ursachen sind verschieden. Die einen fliehen aus Kriegsgebieten, weil sie um ihr Leben fürchten. Die anderen, weil sie aufgrund ihrer politischen Einstellung, ihres Glaubens oder anderen Gründen von dem Staat verfolgt werden, der sie eigentlich schützen sollte. Und wieder andere fliehen vor Hunger und Elend. Immer geht es darum, auszuziehen aus Situationen, die Menschen an Leib und leben bedrohen, Menschen knechten und ausbeuten. So kommt es weltweit zu einem Exodus ungeahnten Ausmasses. Die Menschen, die sich auf den Weg machen, wissen dabei oft nicht, worauf sie sich eigentlich einlassen. Sie brechen auf, geplant oder völlig überstürzt, haben vielleicht vage ein Ziel vor Augen. Sie lassen ihre Freunde zurück, Familienmitglieder, und ahnen manchmal, dass sie sie nie wiedersehen werden.

Aber mit dem Aufbruch und dem Beginn der Flucht wird es für viele nicht einfach besser. Die Fluchtwege sind gefährlich. Nicht nur dort, wo sie zum Teil noch durch umkämpfte Gebiete führen. Die Gefahr, ausgenutzt zu werden, ist hoch. Schlepper nehmen den Fliehenden alles ab, was sie noch haben. Andere missbrauchen die Geflüchteten als billige Arbeitskraft. Sexuellen Missbräuchen sind vor allem Kinder und Frauen besonders ausgesetzt. Fluchtwege, wie der über das Mittelmeer, sind lebensgefährlich. Die Menschen, die es bis in die Schweiz schaffen, tragen das, was sie erlebt haben, oft als tiefe, kaum vernarbende Wunde in sich und müssen damit weiterleben. Man sieht es ihnen nicht an, aber die Wunde ist da…

Exodus als Leiterzählung des christlichen Glaubens
Die gegenwärtigen Fluchtbewegungen erinnern an die Exoduserzählung. Sie ist in der jüdisch-christlichen Tradition eine der ganz zentralen Geschichten. Sie erzählt von Menschen, die vor dem ägyptischen Pharao fliehen, der sie gnadenlos als Arbeitskräfte ausbeutet. Ihre Flucht ist nicht einfach: Der Pharao verfolgt sie mit seinem Heer, will sie weiter als Arbeitskräfte ausbeuten, um seinen Reichtum zu vermehren. 40 Jahre – so die Erzählung – sind die Fliehenden dann unterwegs, eine ganz Generation lang. Auf dem Weg zweifeln sie, überlegen manchmal, ob sie nicht doch besser umkehren sollen,  an die Fleischtöpfe Ägyptens, wo sie zwar leiden, aber wenigstens satt werden. Auch ihr Weg ist ungewiss und unterwegs lauern viele Gefahren. Aber letztlich gehen sie weiter. Es ist kein einfacher Weg, aber der, der in die Freiheit führt. Und die Erzählung gipfelt darin, dass die Geflüchteten in dieser Befreiungsgeschichte eine Kraft erfahren, die sie befreit, begleitet, stützt, schützt und stärkt – und sie letztlich aus ihrer ausweglos scheinenden Situationen rettet. Es ist Gott, der ihnen die Energie zum Aufbruch gibt, ihre Hoffnungen nährt und die Vision von einem «gelobten Land» schenkt, in dem es genug für alle für ein Leben in Sicherheit und Freiheit gibt.

Sichere Fluchtwege retten Leben
Wenn diese Erzählung vom Exodus als einer zentralen Erzählung unserer Tradition eine Bedeutung für heute hat, dann wohl die, dass sie fragt, wie die heute Fliehenden unterwegs sind: Welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Wer gibt ihnen heute Schutz und Hoffnung? Welche Wirkung auf unseren eigenen Blick auf den heutigen Exodus hat es, wenn wir die Geschichte heute lesen und an den Gott erinnern, der aus Leid und Krieg und Elend befreit und sich an die Seite derer begibt, die fliehen? Und: Wie verhalten wir uns dazu?

Farbe bekennen – für eine menschliche Schweiz
Angesichts dieser Situation ruft das HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz) dazu auf, Farbe zu bekennen. Zusammen mit anderen Organisationen fordert das HEKS, dass sich der Bundesrat für sichere Fluchtwege einsetzt und gleichzeitig die Kontingente für Flüchtlinge erhöht. Damit soll vor allem den verletzlichsten unter den Flüchtlingen, insbesondere Familien, Schutz geboten werden.

Sie können dabei mithelfen, indem sie die Petition «Für sichere und legale Fluchtwege in die Schweiz» unterstützen. Es ist eine Möglichkeit, heute dafür zu sorgen, dass besonders verletzliche Menschen möglichst sicher und geschützt ihren Auszug, ihren Exodus gehen können.

Pfr. Uli Geisler

Die Petition finden Sie online unter: www.zuflucht.jetzt

Gottesdienst zum Flüchtlingssonntag
Sonntag, 17. Juni, 9.30 Uhr, Pauluskirche.
Ein Gottesdienst mit Taufe in Zeiten, in denen viele Menschen ihre Heimat verlassen und sich auf völlig unsichere, gefährliche Wege begeben. Ein Gottesdienst in Solidarität mit Geflüchteten und allen, die zu neuen Ufern aufbrechen. Mit Pfr. Uli Geisler und Vorbereitungsteam, Lee Stalder, Orgel.