Reichtum verpflichtet – Armut auch

Das Thema des diesjährigen Gottesdienstes am Kirchensonntag lautet «Reichtum verpflichtet – Armut auch».

Natürlich, Reichtum hat nicht nur mit Geld und Besitz zu tun. Aber auch! Wir leben hier in der reichen Schweiz. Allerdings sind nicht einfach alle automatisch reich. Auch hier gibt es Armut, z.B. Altersarmut, Working poor oder auch viele Alleinerziehende leben unter dem Existenzminimum. Rund 7,5 Prozent der Schweizer sind von Armut betroffen. Tendenz steigend. Armut ist z.T. strukturell bedingt oder weil die Möglichkeiten aufgrund der Ausbildung beschränkt sind oder die Unterstützung fehlt. Am Kirchensonntag 2019 fragen wir uns, wer arm ist und wer reich, ob Armut und Reichtum nur mit Geld und Besitztümer zu tun haben und wozu wir, ob reich oder arm, verpflichtet sind.

Was macht uns reich? Sind es auch Erfahrungen oder Erlebnisse? Ist es das Umfeld, welches wir als Reichtum erleben? Sind es die Möglichkeiten und Fähigkeiten, die wir haben? Sind es die Bildungsmöglichkeiten, die wir hier geniessen können? Wir werden eingeladen, uns vertieft Gedanken zu machen über Reichtum und Armut. Wie nehmen wir dies wahr? Lassen sich die Menschen heute zu etwas verpflichten, die Armen wie die Reichen?

Was sagt die Bibel dazu?

In der Bibel finden wir etliche Stellen, die diese Thematik ansprechen. Jesus, der, so wird überliefert, als Wanderprediger herumreiste ohne Geld und Besitz, sprach sich dafür aus, zu verschenken statt zu besitzen. Wer in den Himmel kommen will, soll alles verkaufen und das Geld den Armen geben, antwortet er dem reichen Mann in Mk 10,21. So werde er einen Schatz im Himmel haben. Aber ist dies so einfach? Wenn ich alles verschenke und nichts mehr habe, bin ich dann nicht selber abhängig von andern und brauche Unterstützung? Oder was uns dieser Text sagen? Viele Theologen haben sich in all den Jahrhunderten die Zähne daran ausgebissen und ihn ganz unterschiedlich ausgelegt. Ich verstehe ihn so, dass er uns aufrufen will, uns nicht an unseren Besitz und unser Geld zu klammern, sondern zu teilen. Dies ist allerdings einfacher gesagt als getan. Wie oft denken wir, dass wir das, was wir besitzen oder den Lohn, den wir erhalten, auch verdient haben?! Wer jedoch einmal die Erfahrung gemacht hat, wie befreiend es ist zu teilen, der oder die macht es immer wieder. Beispiele gibt es viele.

«Wehe euch, die ihr reich seid...»

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in den Himmel, soll Jesus gesagt haben (Mk 10,25). Jesus geht hart mit den Reichen ins Gericht: «Wehe euch, die ihr reich seid. Ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten.» (Lk 6,24). Die Armen hingegen kommen in den Himmel: «Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.» (Lk 6,20). In der Abschiedsrede Jesu im Matthäusevangelium ruft Jesus dazu auf, sich um die zu kümmern, die wenig haben und wenig gelten in der Gesellschaft: «Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.» (Mt 25,40) Armut verpflichtet Nicht nur im Christentum werden die Gläubigen verpflichtet zu geben. Die, welche haben, sollen von ihrem Reichtum geben.

Aber wie sieht es mit denen aus, die arm sind und nichts haben? Ist Armut selbstverschuldet oder gar vererbbar? Wie kommt die Aussage «Armut verpflichtet» bei Armen an? Wie können sie allenfalls aus der Armut herauskommen? Können sie sich überhaupt selber aus ihrer Situation befreien, damit sie nicht mehr arm sind?

Reichtum verpflichtet Reichtum verpflichtet, nämlich diesen mit andern zu teilen, nicht nur Geld, sondern auch Erfahrung oder Wissen usw. Wer hat, hat deshalb, weil er oder sie Glück hatte mit der Herkunftsfamilie oder mit dem Geburtsort oder mit den schulischen oder beruflichen Möglichkeiten. Nicht alles, was man hat, ist selbsterarbeitet. Vieles ist einem zu gefallen. Dieser Umstand ist einem manchmal mehr und manchmal weniger be- Auch in der reichen Schweiz sind nicht einfach alle reich. wusst. Sich dessen bewusst sein oder sich bewusstmachen, ist sehr wichtig. Wenn wir erkennen, dass uns vieles geschenkt ist und dass wir viele Möglichkeiten haben, die andere nicht haben, kann dies uns helfen, das zu teilen, was wir haben. Allerdings, wenn wir z.B. Kinder beobachten, sehen wir, wie schwierig es für uns Menschen ist, zu teilen. Um so wichtiger ist es, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, dass Reichtum verpflichtet – Armut auch.

Wir laden alle herzlich ein, am Kirchensonntag mit dem Vorbereitungsteam mitzudiskutieren rund um das Thema «Reichtum verpflichtet – Armut auch» und freuen uns auf Ihr Kommen.

Im Anschluss gibt es ein gemeinsames Teilete-Essen im Kirchgemeindehaus für alle, die möchten.

Pfr. Frank Rytz

Auch in der reichen Schweiz sind nicht einfach alle reich.

Gottesdienst zum Kirchensonntag

Der Gottesdienst wird am Sonntag, 3. Februar, um 9.30 Uhr, in der Pauluskirche gefeiert.